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Wie gut eignet sich das iPad Pro für Fotografen?

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Vor zwei Wochen habe ich mir das neue iPad Pro mit 9,7 Zoll Bildschirm gekauft. Über den Apple Pencil habe ich bereits geschrieben, heute geht’s um die Frage, wie gut sich das iPad Pro für die mobile Bildbearbeitung eignet. Denn mit 437 Gramm (WLAN-Version, mit UMTS sind es 444 Gramm) wiegt das „kleine“ iPad Pro gerade mal halb so viel wie ein Mac Book Air. Und viel kleiner ist es auch noch. Gleich vorweg: Für Fotografen ist das iPad Pro gut, aber leider noch lange nicht perfekt.

© ra2 studio - Fotolia.com

© ra2 studio – Fotolia.com

Fotos importieren

Der Foto-Import läuft über einen SD-Karten-Leser, den Apple für 35 Euro verkauft.  Wenn die eigene Kamera andere Speicherkarten benutzt, muss man zehn Euro mehr ausgeben, um einen USB3-Lightning-Adapter zu kaufen. Steckt man die SD-Karte in den Kartenleser, startet das iPad automatisch die hauseigene „Fotos“-App und fängt an, die Bilder zu importieren. Erster Eindruck: Der Import dauert extrem lange. Warum? Tja, das „kleine“ iPad Pro hat leider nur einen USB2-Anschluss und nicht – wie der große Bruder – USB3. Klingt nach einem Detail für Technik-Freaks, aber der Unterschied ist merklich. Jeff Carlson, Autor des Buchs „The iPad for Photographers“ zeigt den Unterschied in einem kleinen Video.

Zwischendurch in eine andere App zu wechseln, unterbricht übrigens den Import. Es hilft nichts: Warten ist angesagt.

Was ist mit RAW-Bildern?

Wer ernsthaft Fotos macht, speichert seine Bilder im RAW-Format und nicht im Jpeg-Format. Warum? RAW-Dateien bietet viel mehr Nachbearbeitungsmöglichkeiten, weil die Bilddaten vom Chip gespeichert werden und nicht von einem Bild-Prozessor automatisch optimiert und dann im Jpeg-Format gespeichert werden. Auf den ersten Blick kann das iPad Pro mit RAW-Bildern nichts anfangen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit: RAW-Dateien werden sehr wohl importiert (und die darin enthaltenen Jpeg-Vorschauen auch angezeigt). Nur Bearbeiten kann man die RAW-Bilder nicht: Das iPad zeigt nur die JPeg-Bilder an und erlaubt so eine erste Beurteilung über die Qualität der Bilder. Schlechte Bilder können direkt gelöscht und besonders gute mit einem Herzchen markiert werden.

Mittels iCloud Synchronisation landen die RAW-Dateien aber auf dem Mac und können dort in Fotos wie gewohnt bearbeitet werden. Wer sich unterwegs also damit begnügt, eine erste Sortierung der Bilder vorzunehmen – um später die Rechen-Power des Macs für die Bildbearbeitung zu nutzen – ist mit dem iPad Pro gut bedient. Wer dagegen direkt auf dem iPad RAW-Bilder bearbeiten möchte, kann die App Mylio herunterladen. Joseph von PhotoApps.Expert hat in einem langen Blog-Post mit Video beschrieben, wie Mylio funktioniert.

Ihre Redaktion kann nicht warten und Sie haben keine Zeit, die Bilder erst am Rechner zu optimieren? Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  1. Sie fotografieren in Jpeg und bearbeiten Ihre Bilder direkt auf dem iPad. Das Jpeg-Format schränkt die Möglichkeiten der Bildoptimierung zwar ein, dafür sind die Bilddateien deutlich kleiner und lassen sich entsprechend schneller verschicken.
  2. Sie fotografieren in RAW und Jpeg gleichzeitig. Auf die Weise können Sie die Jpeg-Bilder auf dem iPad bearbeiten und verschicken – und können die Bilder später als RAW-Dateien optimal nachbearbeiten, um die Bilder an Dritte zu verkaufen oder zu archivieren. Wichtig in dem Fall: Stellen Sie Ihre Kamera so ein, dass sie für jedes Bild eine RAW- und eine Jpeg-Datei auf den Speicherchip schreibt. Wenn Sie nur RAW-Dateien abspeichern, hat das darin enthaltene Jpeg (das zum Beispiel für die Anzeige auf dem Display der Kamera benutzt wird) eine zu geringe Auflösung. Nachteil: Weil jedes Bild in zwei Formaten auf den Chip geschrieben wird, ist dieser schneller voll und das Speichern dauert länger, weshalb Sie bei langsamen Speicherchips weniger Bilder pro Sekunde machen können.

Welche Apps gibt es für die Bildbearbeitung?

Unfassbar viele! Der Import der Bilder läuft immer in die Fotos-App, aber für die Nachbearbeitung können Sie aus einer breiten Palette an Apps auswählen. Viele Apps legen den Schwerpunkt auf dem Verfremden der Bilder – was für Journalisten uninteressant ist. Deshalb hier eine erste Auswahl von Apps, mit denen Sie Bilder optimieren können.

  1. Lightroom für iPhone / iPad: Den Quasi-Standard für professionelle Bildbearbeitung gibt es für iPhone und iPad kostenfrei – allerdings nur mit Einschränkungen. Wenn Sie Bilder später auf Ihrem Mac- oder Windows-Rechner mit Lightroom CC weiter bearbeiten möchten, brauchen Sie ein kostenpflichtiges Foto-Abo von Adobe. Zusammen mit Lightroom für Mac oder Windows kostet der Spaß dann 11,89 Euro im Monat.  Im Preis enthalten ist dann auch Photoshop.
  2. Adobe Photoshop Fix ist eine Art Light-Version von Lightroom und bietet einfache Bildoptimierungen an. Die Fotos können dann per E-Mail verschickt werden. Letzteres ist gut versteckt, denn wenn man auf den üblichen Share-Button klickt, werden einem erstmal Adobe-Speicherorte („An Photoshop senden“, „An Lightroom senden“ angeboten. Das Verschicken per E-Mail geht über den letzten Menüpunkt „Freigeben“. Leider lässt sich die App nicht ohne einen kostenfreien Adobe.com-Account nutzen.
  3. Snapseed von Google funktionierte in meinem Test besser als Photoshop Fix: Bilder, die auf dem iPad gespeichert sind, lassen sich einfach optimieren und dann verschicken. Merklich versucht Google nicht so krampfhaft wie Adobe, einem einen Account anzudrehen.

Was sind die Nachteile?

  • Richtig nervig fand ich bislang den extrem langsamen Import von RAW-Dateien, weil das kleine iPad Pro nur USB2 nutzt. Wollte Apple da bei einem knapp 1000 Euro teuren Gerät etwa ein paar Cent sparen oder ließ sich USB3 in das kleinere Gehäuse nicht einbauen? Keiner weiß es.
  • Leider erlaubt Fotos auf dem iPad keine native RAW-Bearbeitung. Als großer Fan der Fotos-Erweiterung DxO Optics Pro (meinen Testbeitrag finden Sie hier) finde ich Fotos auf dem iPad reichlich kastriert. Nicht mal die Meta-Daten eines Bildes lassen sich anzeigen.
  • Ich habe keine App gefunden, die eine einfache Bearbeitung der IPTC-Daten eines Bildes erlaubt. „Exif & IPTC Metadata Browser“ und „Photogene“ können das, wurden aber zuletzt 2014 aktualisiert.

Für mich reicht der aktuelle Funktionsumfang, weil ich mit dem iPad in erster Linie Bilder sichten möchte. Wer aber Bilder direkt für die Redaktion bearbeiten möchten und im RAW-Format speichert, wird aktuell mit dem iPad nicht glücklich.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem iPad? Nutzen Sie das Gerät beruflich und wenn ja, wie? Welche Apps benutzen Sie? Bitte nutzen Sie die Feedback-Funktion unter diesem Beitrag oder schreiben Sie mir eine E-Mail.


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